Arno* blickt auf das Foto in seiner Hand. Es zeigt ein Cheminéefeuer, wie es in einem Chalet flackern könnte. «Sehr hübsch», sagt er nachdenklich, mehr zu sich selbst. Arno, ein Mittsechziger, ist einer von vier Teilnehmenden, die an diesem Tag das FreiRAUM-Angebot von Alzheimer Graubünden nutzen. Die Aktivitäten für Menschen mit Demenz reichen von Kegeln und Museumsbesuchen über Ausflüge bis zu Besichtigungen. Dass das Treffen an diesem Tag im Familienzentrum Planaterra an der Churer Reichsgasse stattfindet, hat einen besonderen Grund: Es soll gekranzt werden. Die Begrüssungsrunde findet in Form eines Stuhlkreises statt. Auf dem Boden vor uns liegen weitere Fotos bunt durcheinander.

«Arno, warum hast du dir denn dieses Bild ausgesucht?», fragt Alexa Camastral. Sie unterstützt FreiRAUM-Leiterin Jolanda Casutt als Fachperson und bringt das Gespräch freundlich in Gang. Arno betrachtet noch immer den Kamin. «Weil … es sieht gemütlich aus», sagt er schliesslich. «Wahrscheinlich ist der Hausherr ein Bier holen gegangen.» Die Betreuerin stutzt, dann lacht sie. «Meinst du? Vielleicht, weil du auch ab und an gerne ein Bier trinkst?» Arno überlegt nicht lang und grinst in die Runde. «Auf jeden Fall, manchmal am Abend, wenn alles getan ist.» Seraina*, eine andere Teilnehmerin, schmunzelt Arno zu. «Ja, wenn alles getan ist, warum nicht?» Sie selbst hat ein Foto gewählt, auf dem ein paar Baumnüsse abgebildet sind. «Das habe ich genommen, weil ich gerade Hunger habe», meint Seraina. – «Dann passt es ja, dass es später noch Kaffee und Guetsli hat», sagt Jolanda Casutt.
 

Wenn Smalltalk schwerfällt 

Das FreiRAUM-Angebot richtet sich ausschliesslich an Menschen mit Demenz. In Chur trifft man sich alle vierzehn Tage zu den verschiedensten Aktivitäten, in Poschiavo wird der FreiRAUM dreimal im Monat angeboten. Das Konzept ist so einfach wie wirkungsvoll: Wer etwas in Gemeinschaft tut, fühlt sich aufgehoben. Gespräche ergeben sich wie von selbst. Lästige Fragen braucht niemand zu befürchten, man ist unter sich. Je nach Aktivität kommen Freiwillige dazu, die beim FreiRAUM ihre Hilfe anbieten.