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Frau im Altersheim erhält Corona-Impfung

Priorisierung von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen im Rahmen der Impfstrategien in Europa und in der Schweiz

Stellungnahme: Impfung und Demenz | 07.05.2021

Alzheimer Europe ruft zur Priorisierung von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen im Rahmen der nationalen Impfstrategien gegen COVID-19 auf. Alzheimer Schweiz unterstützt diesen Appell mit dem Ziel, die damit verbundenen Herausforderungen in unserem Land zu bewältigen.

Menschen mit Demenz sind in Europa überproportional stark von COVID-19 betroffen

In ihrem Aufruf vom 7. Mai weist Alzheimer Europe darauf hin, dass Menschen mit Demenz ein fast zweimal höheres Risiko für eine COVID-19 Erkrankung aufweisen als gleichaltrige, nicht-demenzerkrankte Personen. Zudem weisen sie eine hohe Hospitalisierungsrate und eine erhöhte Mortalität auf. Diese Bevölkerungsgruppe und ihre Pflegepersonen sind somit ganz besonders von der Corona-Krise und den damit verbundenen Schutzmassnahmen wie das Maskentragen, das Abstandhalten oder dem Wegfall von Hilfeleistungen und Unterstützungsdiensten betroffen. Bei gewissen demenzerkrankten Personen haben Unruhe, Stress, Ängste oder Depressionen den Abbau der kognitiven Fähigkeiten beschleunigt. Für betreuende und pflegende Angehörige, die immer mehr Aufgaben übernehmen müssen und gleichzeitig mit dem Fehlen von Unterstützungsangeboten konfrontiert sind, stellt die Corona-Krise eine enorme psychische und physische Belastung dar. Eine schnelle Impfung dieser beiden Bevölkerungsgruppen würde wesentlich dazu beitragen, ihnen diese schwierige Zeit zu erleichtern.

Aus diesem Grund richtet die europäische Dachorganisation, zu dessen Vorstand Alzheimer Schweiz gehört, einen Appell an die Regierungen, die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit Demenz und ihren professionellen und informellen Pflegepersonen zu berücksichtigen und sie im Rahmen ihrer Impfstrategien gegen COVID-19 prioritär zu behandeln.

Die pflegenden Angehörigen in der Schweiz dürfen nicht vergessen werden

Die prioritäre Impfung von Menschen mit Alzheimer oder einer anderen Form von Demenz war bereits früher Gegenstand von Forderungen von Alzheimer Schweiz und ihren kantonalen Sektionen. Seit Beginn der Corona-Krise setzt sich unsere Organisation dafür ein, die Behörden auf Ebene der Kantone und des Bundes auf die besondere Situation von Menschen mit Demenz hinzuweisen; insbesondere in Zusammenhang mit den Besuchseinschränkungen in Alters- und Pflegeheimen, den Erkenntnissen aus der ersten Welle und den erforderlichen Vorbereitungen auf die zweite Welle, den Problemen beim Maskentragen und der Einhaltung von Schutzmassnahmen sowie auf die Notwendigkeit, an Demenz erkrankte Personen bei der Impfstrategie zu priorisieren.

Vor allem zu Beginn gab es gewisse Probleme bei den Impfungen von Menschen mit Demenz. Nicht alle Betroffenen sind über 75 Jahre alt und gehörten somit anfänglich nicht zu den prioritär geimpften Bevölkerungsgruppen. Zwar wird dieses Problem durch die schrittweise Impfung in altersabsteigenden Gruppen gelöst, doch dabei darf die Situation der betreuenden und pflegenden Angehörigen, Kinder oder Partner*innen der erkrankten Personen nicht vergessen gehen. Obwohl die pflegenden Angehörigen zu den offiziellen Zielgruppen des Bundes gehören, welche die Impfung prioritär erhalten sollten, wurde dies nicht von allen Kantonen gleichermassen umgesetzt. Insbesondere die Situation der informellen Pflegepersonen, die ebenfalls in engem Kontakt mit den Erkrankten stehen, muss vermehrt berücksichtigt werden.

Alzheimer Schweiz ruft die kantonalen Behörden nachdrücklich dazu auf, pflegende Angehörige in den kommenden Monaten prioritär zu impfen, um zu gewährleisten, dass nicht nur die von ihnen betreuten Demenzerkrankten geschützt werden, sondern dass auch ihre massgebliche Rolle bei der Betreuung und Pflege dieser Personen in der Corona-Krise anerkannt wird.