Weltweit ist Demenz aktuell die siebthäufigste Todesursache und eine der Hauptursachen für eine Pflegebedürftigkeit bei älteren Menschen. Die Zahl der Menschen mit Demenz könnte in den nächsten drei Jahrzehnten jedoch fast auf das Dreifache ansteigen. Das sagt eine Gesundheitsstudie voraus, die am 6. Januar 2022 in der Fachzeitschrift «The Lancet Public Health» veröffentlicht wurde.

Während 57 Millionen Menschen im Jahr 2019 mit Demenz lebten, würde die Anzahl gemäss dieser Prognose bis 2050 auf rund 153 Millionen demenzerkrankter Menschen wachsen. Dieser hohe Anstieg sei vor allem auf die Bevölkerungszunahme zurückzuführen und dass mehr Menschen ein höheres Alter erreichen. Bei ihren Berechnungen berücksichtigten die Autorinnen und Autoren der Studie vier Demenz-Risikofaktoren: Rauchen, Fettleibigkeit, hoher Blutzucker und niedrige Bildung.

Für Westeuropa soll der Anstieg der Demenzfälle bei 74 Prozent liegen, während die Forschenden für die Schweiz mehr als eine Verdoppelung (117 Prozent) prognostizieren. Gemäss Schätzungen von Alzheimer Schweiz, leben aktuell circa 146'500 Menschen mit Demenz in der Schweiz. Berechnungen basierend auf den Bevölkerungsszenarien vom Bundesamt für Statistik gehen davon aus, dass bis 2050 voraussichtlich rund 315'400 Menschen bei uns an Demenz erkrankt sein werden. Diese Prognosen entsprechen denen der Lancet-Studie.
 

Das Risiko einer Demenzerkrankung vermindern

Gemäss neusten Erkenntnissen einer weiteren Studie in der Fachzeitschrift «The Lancet» könnten rund 40 Prozent aller Demenzerkrankungen verhindert oder verzögert werden. Wer etwas gegen hohen Blutdruck unternimmt, körperlich aktiv bleibt, auf Rauchen verzichtet und Alkohol nur moderat konsumiert, verringert das Risiko an einer Demenz – insbesondere aufgrund vaskulärer Ursachen – zu erkranken. Darüber hinaus wurde auf die grosse Bedeutung von Bildung als kognitiver Schutzfaktor hingewiesen. Zudem können geistig aktive Menschen ihre kognitiven Reserven besser erhalten. Bricht die Krankheit aus, macht sich der Abbauprozess bei ihnen im Gehirn erst später bemerkbar. Eine gute Schlafqualität, ein aktives Sozialleben, sowie die frühzeitige Behandlung von Schwerhörigkeit sind weitere Präventionsmassnahmen. Eine Broschüre von Alzheimer Schweiz informiert darüber, welche Massnahmen für eine Demenzprävention wirksam sind.

Weitere Informationen zur Risikoreduktion von Demenzerkrankungen sind hier auf unserer Website unter Prävention zu finden. 
 

Jetzt auf Demenz-Prognose reagieren

Solange keine wirksame medikamentöse Therapie gefunden wird, wird die Anzahl der Demenzbetroffenen weltweit wie auch in der Schweiz weiter steigen, denn das Alter ist der grösste Risikofaktor. Auch die Schweiz muss dringend auf diese Entwicklungen reagieren. Es braucht zukünftig mehr spezialisierte Beratungs- und Unterstützungsangebote sowie auf Menschen mit Demenz spezialisierte Fachkräfte und Einrichtungen. Pro erkrankte Person sind ein bis drei Angehörige betroffen. Pflegende Angehörige tragen 5,5 Milliarden Franken der insgesamt 11,8 jährlichen Milliarden der Demenzkosten. Die pflegenden Angehörigen müssen adäquat unterstützt sowie ihre Leistungen finanziell anerkannt werden.

Auch Angst vor und Tabus gegenüber Demenz führen dazu, dass die Dunkelziffer der Erkrankten hoch ist (geschätzt haben mehr als die Hälfte der Demenzerkrankten keine Diagnose). So kommen viele Betroffene erst in einem schon fortgeschritteneren Stadium zur Abklärung. Dann können sie von den vorhandenen Medikamenten, welche den Krankheitsverlauf etwas verzögern können, nicht mehr in vollem Umfang profitieren. Mit der zunehmenden Zahl der Erkrankten müssen diese Tabus abgebaut, die Öffentlichkeit und auch Fachpersonen für die Symptome von Demenz sensibilisiert und damit die Frühabklärung und -diagnostik gefördert werden. Denn nur so ist eine bedarfsgerechte Versorgung möglich.

Schweizweit besonders notwendig sind geeignete Unterstützungsangebote und Einrichtungen für Menschen, die jünger als 65 sind und an einer Demenz erkranken. Heute leben geschätzt 7’500 Jungerkrankte in der Schweiz.