Der von Florian Zeller inszenierte Spielfilm «The Father» ist das berührende Porträt eines Mannes, der seit längerem mit Alzheimer lebt. Der Film befasst sich mit dem Thema «Wer bin ich eigentlich». Er beleuchtet die Handlung aus Sicht des demenzerkrankten Vaters – grossartig gespielt von Anthony Hopkins – und seiner Familie.

«Es wird viel Platz frei für Neues»

Nach dem Film bot ein Podiumsgespräch einen praxisnahen Einblick in den Alltag mit Demenz. Unter Moderation von Daniel Göring diskutierten ein Angehöriger, ein Demenzerkrankter und die Geschäftsführerin von Alzheimer Solothurn.

Beat Vogel war als Leiter Infrastruktur für zwölf Liegenschaften verantwortlich, als er an Demenz erkrankte. Heute macht er das Beste aus der Situation: «Viele Dinge gehen verloren. Weil ich mit Zahlen Mühe habe, kümmert sich jetzt mein Schwiegersohn um meine Finanzen. Ich habe gemerkt, dadurch wird viel Platz frei für Neues.» Statt als passionierter Hobbykoch seine Gäste zu bewirten, geniesst er jetzt das gemeinsame Kochen mit seinen Gästen. Sein Auto hat er verkauft und sich sofort ein GA zugelegt. So bleibt er weiterhin mobil. Und wenn er den Weg nicht mehr weiss, fragt er jemanden vor Ort. Beat Vogel hält fest: «Ich erlebe viele schöne Momente.»

Das positive Herangehen ist auch für Samuel Thöni wichtig. Er pflegt seit Jahren seine an Demenz erkrankte Frau. Das Motto der beiden lautet: «Die Fähigkeiten nutzen, die man noch hat.» Das Ehepaar bewegt sie sich viel an der frischen Luft – pro Tag legen sie gemeinsam 7000 Schritte zurück. Die Erkrankung seiner Frau gab ihm die Chance zu einer Horizonterweiterung: Er musste sich neu um den Haushalt und das Essen kümmern. Dabei hat er seine Freude am Kochen entdeckt. Heute kocht er und seine Frau schaut zu. Nadia Leuenberger, Geschäftsführerin von Alzheimer Solothurn bekräftigt: «Eine Person mit Demenzdiagnose kann sehr lange noch sehr selbstständig sein und sollte möglichst lange viel Freiheiten behalten können.»

Über Demenzerkrankung informieren

Eine frühe Diagnose hilft allen, weiss Beat Vogel aus Erfahrung: «Man soll eine Demenz frühzeitig mit Fachpersonen abklären, dann kann man sich rechtzeitig gute Hilfe holen.» Doch nicht nur die Erkrankten brauchen Hilfe: «Wichtig ist, dass Angehörige ebenfalls gut unterstützt werden.»

Leider ist das nicht immer der Fall. Umso wichtiger sind Selbsthilfegruppen. Hier finden Angehörige Unterstützung und Verständnis, weiss Nadia Leuenberger. Bei Selbsthilfegruppen für Jungerkrankte geht es oft um praktische Dinge. Während den Treffen wird viel Wissen ausgetauscht, beispielsweise zum Umgang mit den komplizierten Formularen und Bestimmungen der Sozialversicherungen.

Gleich wie Beat Vogel haben auch Samuel Thöni und seine Frau offen über ihre Demenzdiagnose informiert. Das Ehepaar hat wegen der Erkrankung keine Freunde verloren. Samuel Thöni hält fest: «Wichtig ist es, die Beziehungen zu Freunden und Bekannten bewusst zu pflegen.»

Zum Abschluss des von Daniel Göring moderierten Podiumsgesprächs hat Beat Vogel seinen extra für diesen Anlass entworfenen Spruch vorgetragen:
«Zum Zuhören braucht man Ohren. Um Demenz zu verstehen ein Herz.»